Neue Erkenntnisse bei der Lautsprecherentwicklung

Liebe Musikfreunde, das Breitbandsystem habe ich vorerst verworfen.

Der Breitbandlautsprecher stellt zwar in Bezug auf das Abstrahlverhalten das Optimum aller Systeme dar, da es sich um eine sogenannte "Punktschallquelle" handelt. Dabei werden alle Töne von diesem einen Chassis abgestrahlt. Laufzeitunterschiede wie bei "normalen" Mehrwegsystemen gibt es hier nicht. Jedoch besitzt ein solches Chassis, von anderen Nachteilen einmal abgesehen, auch eine höhere Membranmasse als ein Hochtöner und erreicht dadurch keine so gute Hochton-Auflösung. Es stellte sich bei den Testlautsprechern einfach nicht das von mir erwartete klangliche Ergebnis ein.

 

Stattdessen befasse ich mich umso intensiver mit der Weiterentwicklung des Zwei-Wege-Standlautsprechers. Die Bedingung, nach Joseph d` Appolito, dass der Abstand von den symmetrisch zum Hochtöner angeordneten Membranmitten der Tief- Mitteltonchassis zueinander nicht größer als dreiviertel der Wellenlänge der Trennfrequenz zum Hochtöner betragen sollte, ist so einfach nicht realisierbar. Dies wäre nur mit einer sehr großen Kalotte und sehr tiefer Trennung möglich. Diese Mittelton-Kalotten übertagen aber nun nicht bis in den oberen Hochtonbereich optimal. Außerdem ist bei einer so engen Anordnung der Chassis mit einer Kalotte keine Laufzeitanpassung möglich. Dieser Lautsprecher würde nicht "zeitrichtig" abstrahlen und somit nicht diese präzise Raumabbildung erreichen wie es mit sogenannten "zeitrichtigen" Lautsprechern möglich ist.

Ich erreichte nach sehr vielen Abstimmungsversuchen, basierend auf verschiedenen Messungen und anschließenden Hörtests auch hier nicht das von mir angestrebte klangliche Ergebnis.

 

Somit habe ich mich entschlossen, auch bei diesem Lautsprecher einen bewährten, klanglich hervorragenden Airmotiontransformer der Firma Mundorf zu verwenden. Die ersten Versuche sind bereits erfolgt und die Erwartungen an ein klanglich vorzügliches Ergebnis sehr hoch. Ein Vorteil dieses Hochtöners ist seine starke vertikale Schallbündelung, die es erlaubt, eine Laufzeitanpassung zu realisieren. Dabei wird der Hochtöner gegenüber den Tief- Mitteltönern um ein bestimmtes Maß zurückgesetzt. Die nun entstehenden Kanten würden mit einer Hochtonkalotte durch ihr auch vertikal breites Abstrahlverhalten zu Interferenzartefakten führen. Dies würde bedeuten, dass Überhöhungen und Einbrüche im Frequenzgang den Klang schädigen würden.

Laufzeitanpassung bedeutet, dass die Töne aus allen Lautsprecherchassis zur gleichen Zeit am Hörplatz eintreffen. Das ist mit einer geraden, ebenen Schallwand nicht der Fall, weil die akustischen Zentren, die sogenannten "Schallentstehungsorte" bei den verschiedenen Lautsprecherchassis konstruktionsbedingt verschieden "tief" im Inneren liegen. Diesen Tiefenversatz der Schallentstehung gilt es auszugleichen.

Der Hintergrund dieser Überlegungen ist das Vorhaben einer richtigen Transientenwiedergabe und somit auch präzisen Raumabbildung. Transienten sind plötzliche Schallereignisse, also Impulse wie z.B. das Anreißen einer Gitarrensaite oder der Aufschlag auf ein Trommelfell. Diese Transienten können als solche nur optimal wiedergegeben werden, wenn alle Lautsprecherchassis einer Box so ansprechen, dass sich die von ihnen abgestrahlten Impulsflanken optimal summieren und somit ein Gesamtimpuls aus allen Chassis entsteht. Dies zu erreichen ist nicht ganz einfach, da unterschiedliche Laufzeiten der Schallabstrahlung nicht nur durch die verschiedenen Membranen, sondern auch durch die Bauteile der Frequenzweiche entstehen. Es müssen also sowohl die ansteigenden Impulsflanken, als auch die Phasenlage der Einzelchassis optimal zueinander passen.

Meine derzeitige Lautsprecherentwicklung basiert nun auf diesen Überlegungen und einem Weg, das Vorhaben zu realisieren.

 

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